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Statement der deutschen Raumfahrt-KMU zur ESA-Ministerratskonferenz Space 19+

Dr.-Ing. Ernst K. Pfeiffer, Sprecher AKRK, Arbeitskreis Raumfahrt-KMU, 29.11.2019

Endlich. Gerade noch rechtzeitig setzt die deutsche Bundesregierung die richtigen Schwerpunkte, um den Mittelstand am weltweit boomenden Raumfahrtmarkt mitmachen zu lassen. Mit dem deutlich höchsten Beitrag aller Europäischer ESA-Staaten, setzt Deutschland mit mehr als 3 Milliarden Euro für die kommenden 3 Jahre klar auf die vielfältigen Potentiale der Raumfahrt, sei es zum Verstehen des Klimawandels, zur besseren Kommunikation auf der Erde, zum Verstehen des Weltalls durch Wissenschaft, zum Schutz vor Gefahren aus dem Weltall, zur Vermeidung und Beseitigung von Schrott im Orbit und zur globalen Zusammenarbeit bei Mondmissionen und damit zur Friedenssicherung.

Mit dem hervorragend operierenden Duo Jarzombek-Pelzer, unterstützt in den letzten Monaten von vielen Bundestagsabgeordneten unterschiedlicher Parteien und zahlreichen Mitarbeitern des deutschen Raumfahrt-managements am DLR, gelang ein bahnbrechender Wechsel in der deutschen Raumfahrtpolitik. Wir deutschen Raumfahrt KMU danken nicht nur für die Mobilisierung der Finanzmittel aus mehreren Ministerien für die Ermöglichung der hohen Gesamtzeichnung. Nach Jahren der Zurückhaltung und drohender Rückschritte hat die deutsche Delegation unter Führung von Koordinator Thomas Jarzombek (MdB) und Dr. Walther Pelzer (Vorstand des DLR Raumfahrtmanagements) das Steuer herumgerissen. Mit Mut, Entschlossenheit, Sachverstand und Weitsicht wurden die richtigen Schwerpunkte in vielen Unterprogrammen gesetzt, der Mittelstand wird in den Fokus gestellt. Nur die wichtigsten seien im Folgenden erwähnt:

Technologieprogramme:
Die signifikante Stärkung der Programme GSTP (Erhöhung um das 2.5 fache auf 160 Mio Euro für die kommenden 3 Jahre) und ARTES-CC (Erhöhung um 50% auf 67 Mio) wird uns KMU (etablierte KMU gleichwohl wie Start-ups) nun endlich ermöglicht, auf verschiedenen Feldern, von Old-Space bis New Space, von Mechanik, Elektronik, Optik bis hin zu Software, von Komponenten bis hin zu kleinen Satelliten, eine starke, weltweit sichtbare Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und auszubauen. Neue Ideen und technische Ansätze können verfolgt werden. Dieses deutsche Commitment auf der Space19+ ist die Grundlage für neue technologische Entwicklungen sowie für Neugründungen, es weckt das Potential vieler deutscher Jungingenieurinnen und Jungingenieure: Ein Meilenstein in der
Innovationsfähigkeit Deutschlands.

Erdbeobachtung – Copernicus:
Deutschland zeigt Verantwortung und den Willen, den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Durch die mit 520 Mio Euro erlangte Führung in dem für die ganze Welt wichtigen Copernicus-Programm werden dann die ab 2026/2027 in den Orbit gestarteten neue Erdbeobachtungssatelliten helfen, die Klimaprozesse und deren Auswirkungen zu verstehen. Die seitens der Europäischen Kommission gesetzte Minimum-Marke von „5% für Europäische KMU“ ist lediglich als ersten Ansatz zu werten, um bei der 30%-igen Beteiligung Deutschlands an Copernicus deutsche KMU signifikant beteiligt zu sehen. Für eine gesunde Industrielandschaft und um ausreichend Luft zu schaffen für deutsche KMU, müssen die 5% bei zukünftigen EU-Missionen signifikant angehoben werden. Dennoch, auch deutsche KMU werden von der jetzigen hohen Zeichnung profitieren, um ihre High-Tech-Komponenten an Bord zu bringen, die Satelliten-Performance wird gestärkt. Die hohe Zeichnung bietet zudem die Chance, die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren, sie bei bestimmten kritischen Subsystemen durch KMU-Konsortien sogar zu beenden. Auch die Zeichnung des Programmes FUTURE-EO wird deutschen KMU einen weiteren Schub geben.

Absicherung gegen Gefahren aus dem Weltall:
Die HERA Mission wird beispiellos einen Schritt Richtung Abwehr von Asteroiden setzen. Die Politik, das DLR, die ESA und die NASA setzt hier auf High-Tech aus Deutschland. Wir begrüßen insbesondere, dass durch die Führung der Mission aus Deutschland heraus, ein vergleichsweise hoher Anteil, 10% der deutschen Zeichnung, an deutsche Raumfahrt-KMU gehen kann (Anmerkung: Diese Mindestmarke sollte für alle ESA-Missionen gelten). Unsere KMU-Komponentenentwickler stehen bereits in den Startlöchern: HERA muss rechtzeitig starten, sodass der Asteroid nicht
„verpasst“ wird. Deutschland übernimmt damit bei der Amerikanisch-Europäischen Mission auch Verantwortung für die Sicherheit der Erde vor Gefahren aus dem All. Auch beim Thema Weltraumschrott werden sich deutsche KMU durch die Beteiligung an dem Programm ADRIOS mit ihren vielfältigen Technologien einbringen können.

Wissenschaft:
Neben den Programmen für einen gesunden Raumfahrt-Wirtschaftsstandort Deutschland wurde auch ein Wissenschaftsprogramm mit mehreren großen Satelliten zur Erforschung des Weltalls beschlossen, auf Augenhöhe mit andern Kontinenten. Wir rechnen damit, dass die ESA und das DLR-Raumfahrtmanagement spezifische Regularien implementieren werden, die nicht nur Lieferanten aus deutschen Konzernen und Großfirmen Zugang zu diesen Missionen verschafft, sondern dass auch deutsche Raumfahrt-KMU mit ihren Instrumenten und Satellitenbauteilen beteiligt werden können.

Mond-Orbitstation GATEWAY:
Wohl in letzter Sekunde wurden noch deutsche Mittel für die Ermöglichung einer Beteiligung von deutschen KMU in Höhe von 25 Mio Euro an den europäischen GATEWAY Aktivitäten eingestellt. Dies wird auch Stolz aller deutschen KMU bewirken, wenn sie in einigen Jahren zum Mond blicken und wissen, dass es die Innovationskraft deutscher KMU bis in den Mondorbit schafft und damit high-end Wissenschaft und Exploration ermöglicht.

Raumfahrt zu betreiben ist eine strategische Fähigkeit und das Systemverständnis kann auf viele andere Industriebereiche angewendet werden. Auch diese Einsicht hat sich in deutschen Beträgen niedergeschlagen. Mit den Entscheidungen auf der SPACE 19+ hat Deutschland endlich wieder Verantwortung durch Investition gezeigt und einen wichtigen Schritt für ein nachhaltiges Raumfahrt-Ecosystem mit einem gesunden Mix aus großen und kleinen Firmen getan. Die deutschen Raumfahrt-KMU danken allen beteiligten Personen für die kluge, weitsichtige Weichenstellung.

29.11.2019
Ernst K. Pfeiffer
(Sprecher AKRK)